Gestern wurde ich auf eine Schlagzeile aufmerksam gemacht, die von einem Gesicht aus einem 3D-Drucker erzählte. Ich stand unter Zeitdruck, weswegen ich nicht weiter gelesen habe. Jedoch habe ich mir im Laufe des Tages immer wieder Gedanken darüber gemacht. Kann man wirklich ein Gesicht drucken? Vor meinen Augen hatte ich eine dünne Maske, die unter die Haut geschoben wurde, um das Gesicht zu verändern. Etwas wirklich sinnvolles konnte ich mir auf Anhieb nicht darunter vorstellen. Also begann ich weiter zu recherchieren und stieß sehr schnell auf die Story, welche das Netz anscheinend im Sturm eroberte.
Die Person auf diesen beiden Bildern ist der 29-jährige Brite Stephen Power. Das Bild links zeigt ihn nach seinem Motorradunfall 2012, bei dem er sich trotz Helm diverse Knochen am Kopf brach. Sein Oberkiefer, seine Nase und beide Wangenknochen wurden durch den Unfall beinahe irreparabel beschädigt. Auf dem linken Bild sieht man, dass vor allem seine linke Gesichtshälfte völlig verschoben ist, die Nase ist auch alles andere als gerade. Dies zehrte so sehr an Powers Selbstvertrauen, dass er sich nur noch mit Sonnenbrille und Hut aus dem Haus traute.
Doch er hatte Glück, das sich in Form des Walisischen Chirurgen Adrian Sugar äußerte. Dieser nahm sich dem Gesicht des entstellten Briten an. Sein Hilfsmittel: CT-Aufnahmen von Powers Schädel und ein 3D-Drucker. Mithilfe von virtuellen Modellen des Schädels konnten Verbindungsplatten entworfen werden, welche die gesichtsbildenden Knochen wieder in eine angemessene Position bringen konnten.
Bildquelle: telegraph.co.uk
Doch es gab noch ein weiteres Problem: da die Elemente passgenau erstellt wurden, mussten sie auch perfekt passen. Ein einziger Fehler während der Operation hätte die ganze Arbeit zunichte machen können. Die Lösung lag auf der Hand: Die betroffenen Stellen des Schädels und die Verbindungselemente wurden mehrfach per 3D-Drucker erstellt. An diesen Modellen konnten die Chirurgen für den Eingriff üben, ohne großes Risiko im Fall eines Fehlers.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Auf dem vergleichenden Bild oben stellt das rechte Bild Powers Gesicht nach der Operation dar. Man sieht zwar immer noch, dass mit dem Gesicht etwas nicht stimmt, jedoch kann man einige signifikante Veränderungen erkennen: Die Nase ist begradigt worden und vor allem in die linke Gesichtshälfte brachten die gedruckten Elemente eine gewisse Struktur. Die Wangen sehen wieder symmetrisch aus, der Mund, der auf dem linken Bild schief ist, ist wieder gerade und der linke Unterkiefer ist wieder an Ort und Stelle. Dieser wurde durch den Unfall zwar nicht direkt beschädigt, jedoch fehlte durch den zertrümmerten Oberkiefer ein Widerstand gegen die Kiefermuskulatur.
Alles in Allem hat es mich mal wieder überrascht, was man mit einem 3D-Drucker alles erreichen kann. Stephen Power kann wieder mit einem Lächeln sein Leben genießen. Er sagt, dass die Operation sein Leben grundlegend verändert und seinem Selbstvertrauen einen gewaltigen Schub gegeben hat.